Zum Gedenken an Papst Franziskus

Mit ihm verlieren wir einen Papst, dessen Name Programm war. Franziskus war ein Anwalt der Armen, Schwachen und Benachteiligten. Er lebte das Papstamt anders als seine Vorgänger, verzichtete auf Pomp und Privilegien, tauschte die Palastwohnung mit dem Gästehaus ein und verstand es, immer wieder starke Zeichen zu setzen. Konsequent setzte er einige Reformen in der Kurie um, nicht nur zur Freude der dortigen Funktionäre. Klerikalismus prangerte er an und ging dabei beispielhaft voran. Er verglich die Kirche mit einem Feldlazarett und rief die Seelsorgenden auf, aus ihren Pfarrhäusern und Kirchen hinauszugehen und die Menschen dort zu suchen, wo sie leben, leiden und hoffen.

Er wollte, dass wir uns als Kirche synodal verstehen und unseren Weg gemeinsam gehen, im Hören aufeinander und auf die Stimme des Heiligen Geistes. Überhaupt war Franziskus ein tiefgründiger geistlicher Lehrer. Er sagte offen, wie gesunder Glaube aussieht und wo Religion bloss instrumentalisiert wird für eigene Zwecke. Seine Enzyklika «Fratelli tutti» spricht davon, dass wir vor allen Unterschieden zuerst einfach Menschen sind und in einem Boot sitzen. Er war überzeugt: Gott ist gegenwärtig in jedem Menschen. Seine Autorität bei allen Menschen guten Willens und seine mahnende und vermittelnde Stimme wird gerade in der aktuellen Weltlage schmerzlich fehlen.

Für mich war Franziskus ein Papst, dem ich in seinem Denken, Glauben und Leben tief verbunden war und von dem ich in diesen zwölf Jahren sehr viel lernen konnte. Er ist nun am Ziel und wird mir und uns von dorther weiter nahe bleiben.

Meine Hoffnung und meine Freude - Gebet an neun Tagen der Sedisvakanz

Pfarrer Roland Häfliger