Claudia Steiger

Von Flexibilität, Fantasie und Vorfreude

Ökumenischer Kirchenchor Hüttwilen-Herdern 2019 (Foto: Jasmin Hanselmann)

Unser ökumenischer Kirchenchor Hüttwilen-Herdern hat vor kurzem wieder mit normalen Chorproben starten können.
Wir haben eine sehr spezielle Chorzeit hinter uns – mit Singen unter Schutzkonzept bis zum totalen Singverbot. Der Präsidentin und mir als Dirigentin war bewusst, dass Flexibilität und Fantasie gefragt sind.

Wir wollten einiges versuchen, um das Gemeinschaftsgefühl des Chors aufrecht zu erhalten und die Musik nicht ganz verstummen zu lassen. Dies ist uns ansatzweise gelungen. Wir sangen in kleinen Gruppen, wir führten Zoom-Proben durch, wir gestalteten Gottesdienste mit Intrumentalisten, wir übten die Gemeindelieder vierstimmig ein und so weiter. Hier möchte ich meine Chorsängerinnen und -sänger selbst sprechen lassen:

  • In der traurigen, chorprobenfreien Zeit wurden wir immer wieder durch freundliche E-Mail-Botschaften unserer Präsidentin und unserer Dirigentin aufgemuntert und es bestand das Angebot «Zoom-Singen». Dies allerdings war für weniger gewiefte PC-Nutzer nicht wirklich verlockend. Umso mehr freuten sich alle an der Überraschung im Vorfrühling – nicht virtuell: eine handfeste, hübsche Blumenschale, von unserem Chormitglied, dem Schlossgärtner, für jeden liebevoll zusammengestellt – eine lang andauernde Freude!
  • Ich habe die normalen Proben vermisst und vor allem die Auftritte. Kochen und nicht essen dürfen ist nicht schön! Der letzte Sonntags-GD war sehr feierlich, dank den Instrumentalisten.
  • Ich habe den Chor vermisst. Da ich von den Coronamassnahmen kaum eingeschränkt war und sonst viel zu tun hatte, fehlte mir einfach der Ausgleich, das Zusammensein. Ich singe viel zu Hause mit den Kindern und für mich alleine im Auto ganz laut unterwegs. Dabei bin ich froh, zu entdecken, dass ich meine Stimme immer noch habe, immer noch gut weit rauf komme, aber nicht mehr so koordiniert, nicht mehr so gut kontrolliert. Und natürlich das Aufeinander-Hören fehlt.
  • Während der langen, probefreien Zeit habe ich vor allem das Gesellige und das gemeinsame Singen mit wöchentlicher Aufsteller-Garantie vermisst. Schön fand ich, dass die Chorleiterin hin und wieder in einem Rundschreiben von sich hören liess und uns einen Einblick in ihren Corona-Alltag gab. So fühlte man sich nie einfach vergessen. Das Singen mit grossen Abständen und in kleinen Gruppen (teilweise auch mit Maske) fand ich machbar, aber natürlich nicht gleich befriedigend. Aber besser als gar nichts... Und so konnte man sich wenigstens wieder mal sehen. Wir versuchten, das bestmögliche aus der Situation zu machen und das Maximale innerhalb der erlaubten Grenzen durchzuführen. Ob der Zusammenhalt im Chor gelitten hat, wird sich erst zeigen, wenn Singen wieder ohne Masken möglich wird – ob dann auch wieder alle an den Proben teilnehmen werden. Ich bin da ganz optimistisch.
  • Die Chorproben habe ich nicht vermisst, aber schätze es, dass sie wieder stattfinden und wir wieder Liedgut erarbeiten können. Der Chorzusammenhalt unter den wieder Anwesenden ist nach wie vor vorhanden, aber die noch Fehlenden geraten ins Abseits. Meine Stimme hat an «Qualität" verloren.
  • Die kalten, fast leeren Kirchen im Winter vermisste ich überhaupt nicht. Das früher Aufstehen an den Sonntagen auch nicht. Es gibt wieder Platz und Zeit für anderes, was schön ist. Gott kann man trotzdem nahe sein, auch ohne Chor.
  • Ich empfand es als ziemlich öde, ohne Chorleben. Anfänglich war der «freie Probenabend ja noch ganz nett, aber mit der Zeit vermisste ich schon das Singen im Chor. Auch die Sängerkolleginnen und -kollegen fehlten mir. Zum Glück blieben wir dank der elektronischen Geräte etwas verbunden, aber es war natürlich nicht das Gleiche wie in echt. Auch die Zoom-Proben fand ich gut, obwohl es mich musikalisch nicht voll überzeugte, da man die anderen nicht hörte. Aber es war besser als gar nichts. Auch schön fand ich, dass wir von der Chorleiterin und der Präsidentin im Frühjahr mit einer herrlichen Blumenschale und einem netten Schreiben überrascht wurden. Das war wahrhaftig ein Aufsteller. Ich hoffe, dass wir künftig von Pandemien verschont bleiben, denn gerade wenn man schon zu den älteren Jahrgängen gehört, kommt einem dieses Jahr fast wie ein gestohlenes Jahr vor.
  • Als ich während der Quarantäne isoliert in der Stube hauste, war es für mich ein Lichtblick, per Zoom mit dem Chor verbunden zu sein und von Herzen singen zu können. Schade, dass es wegen der wenigen Teilnehmenden bei einem kurzen Versuch blieb – es hätte aus meiner Sicht nur wenig gebraucht für eine bessere Qualität.
  • Das Chorsingen in live hat echt gefehlt, die Versuche mit Zoom waren ein interessanter Versuch, mit dem Ergebnis, doppelt motiviert die nächsten Live-Proben, auch mit Einschränkungen, zu besuchen.
  • Unser erstes «Wieder-Mitsingen» in der Kirche – es durfte ja kein Auftritt sein – war ein ganz besonderes Erlebnis. Yvonne, unsere Dirigentin, die auch Soloflötistin ist, hat ihre Musikerkollegen organisiert, damit sie im Gottesdienst anstelle der Orgel die Gemeinde beim Singen begleiten und mit instrumentalen Zwischenstücken erfreuen konnten. Dabei war ein schön-romantisches Kyrie, das wir schon angefangen hatten zu üben, ein besonders inniges Erlebnis.

Wie bei allem gibt es immer eine Kehrseite der Medaille: Durch das Fehlen von etwas wird einem bewusst, was wirklich fehlt, oder was eben auch nicht fehlt. Auf jeden Fall hoffe ich auf wieder eine rege Teilnahme an den Chorproben, auf Freude am Singen und dem Zusammensein und auf beschwingte nächste Auftritte!

Für Interessierte:
Alle, die Freude am Chorsingen haben, sind herzlich willkommen zum Schnuppern – wir können auf allen Stimmen Verstärkung gebrauchen. Es ist auch möglich, nur für ein einzelnes Projekt einzusteigen. Wir proben jeweils am Dienstagabend von 20.00 bis 21.30 Uhr im Singsaal des Primarschulhauses Geeren in Hüttwilen.

Kontakt:
Yvonne Brühwiler, 052 763 16 26, y-bruehwiler@bluewin.ch
Für den ökumenischen Kirchenchor Hüttwilen-Herdern - Yvonne Brühwiler, Dirigentin
Bereitgestellt: 25.06.2021      
aktualisiert mit kirchenweb.ch