Claudia Steiger

Tiere und Pflanzen in der Pfarrei

Klösterliwiese (Foto: Christof Kaiser)

Monika Leutenegger hat mit Barbara Engeli ein Interview geführt zu Ihrer Arbeit in unserer Pfarrei.
Liebe Barbara, Du bist seit acht Jahren als Gärtnerin in unserer Pfarrei tätig. Welche Aufgaben gehören dazu?
B. E.: Ich bin für den Unterhalt und die Pflege der Klösterli-Anlage zuständig. Zu Beginn war ich für die Umgebungsarbeiten aller Friedhöfe verantwortlich. Nachdem ich mein Arbeitspensum reduziert habe, fallen nun nicht mehr alle Friedhöfe in mein Zuständigkeitsgebiet. Die Grabpflege übernehmen jeweils die Angehörigen. Damit habe ich nichts zu tun. Im Winter unterstütze ich zudem den Hausdienst.

Welche weiteren Anlagen gehören zu unserer Pfarrei?
B. E.: Neben den oben erwähnten gehören noch die Pfarrhäuser Uesslingen und Herdern dazu, die im Moment beide leer stehen. Dort müssen wir zur Zeit mähen. Der Rüplingarten wird von den Mitarbeitenden des Bistros «Zur Alten Kaplanei» bewirtschaftet. Das Hausdienst-Team der Pfarrei leistet gelegentlich Hilfe.

Es gibt ja ganz verschiedene Arten von Gärten. Welche bevorzugst Du weshalb?
B. E.: Ich erachte es als ganz wichtig, dass die Gärten den Menschen zur Freude und Erholung dienen sowie einen Lebensraum für verschiedene Tiere bieten. So soll es zum Beispiel auf einem Friedhof einerseits Platz für einen Rasen haben, auf dem Trauernde sich bei einer Abdankung aufhalten können. Andererseits braucht es auch eine Blumenwiese für verschiedene Tiere. Ein Friedhof soll leben. Ich möchte, dass die Menschen, welche auf den Friedhof kommen, die Natur geniessen können. So soll es möglich sein, immer blühende Pflanzen zu betrachten und verschiedene Tiere zu entdecken und zu hören.

Ich gestalte einen Garten so, dass wenn möglich immer etwas blüht und verschiedene Tiere leben können. Dazu gehört es, dass ich zum Beispiel einen Teil der Stängel bis zum Frühling stehen lasse und Steinhaufen gestalte für einige Tierarten. Auch schneide ich verblühte Tulpen und Osterglocken erst, wenn sie ganz vertrocknet sind. So kann die Pflanze ihre Kraft in die Zwiebeln zurückziehen, damit sie für das nächste Jahr genug Nährstoff hat. Wenn die Pflanzen nach zwei Jahren durch Giessen und Pflegen den ganzen Boden bedecken, kann kaum mehr Unkraut wachsen und der Garten wird pflegeleichter. Mir ist bewusst, dass nicht alle die gleiche Vorstellung von einem gepflegten Garten haben. Ich versuche daher, möglichst vielseitige Plätze zu schaffen.

Was hast Du in Richtung Naturgärten in unserer Pfarrei verändern können?
B. E.: Ich durfte glücklicherweise sehr selbständig meine Vorstellungen und mein Fachwissen umsetzen. So konnte ich eine grössere Vielfalt an Pflanzen einbringen. Ebenso gibt es heute viele Blumenwiesen in unserer Pfarrei. Ich bevorzuge mehrjährige Pflanzen und achte darauf, dass zu den verschiedenen Jahreszeiten etwas blüht. Dabei ist es auch wichtig, dass die Pflanzen verschiedene Höhen aufweisen. Damit bieten sie Platz für verschiedene Tierarten und sind schön anzusehen.

Eines meiner Lieblingsprojekte ist die Blumenwiese im Klösterligarten (strahlt): Ich habe einen Weg durch die Wiese gemäht, damit man beim Hindurchspazieren den Garten geniessen kann. Wer möchte, kann sich auch auf den Weg legen oder setzen, den verschiedenen Geräuschen lauschen und die wunderbaren Düfte einatmen.

Welche Tiere leben wo in unseren Anlagen?
B. E.: Den Klösterligarten bewohnen Igel, Blindschleichen, Feuersalamander, Hummeln und Schmetterlinge. Die Frauengemeinschaft St. Anna hat ein Bienenhotel gebaut, das rege genutzt wird. Zudem habe ich Bergmolche, Libellen, Heupferde und einen Grünspecht entdeckt. Vor zwei Jahren haben wir einen Kasten für Mauersegler aufgehängt. Seit diesem Jahr ist er nun bewohnt, was mich riesig freut. Unsere treuen Gäste sind Eichhörnchen, die fleissig Nüsse sammeln. Seit kurzem haben wir Enten beim Klösterlibrunnen, die sich bei uns wohl fühlen. In verschiedenen Kirchendächern finden Fledermäuse Unterschlupf. Auch auf den Friedhöfen gibt es viele dieser Tierarten.

Was brauchen die Tiere, dass sie in unserer Nähe bleiben?
B. E.: Mit Laub, Ästen und Steinhaufen schaffe ich Lebensräume für die Tiere. Auch indem ich nicht alles ganz zurückschneide, biete ich Platz zum Beispiel für die Wespenspinne. Für unsere Eichhörnchen haben wir einen Haselnussbaum und die Vögel erhalten im Winter Futter.

Hast Du Veränderungen während der letzten Jahre oder während des Lock down festgestellt?
B. E.: Die Enten sind während des Lock down gekommen – wahrscheinlich weil es weniger Menschen im Garten hatte. Da der Strassenverkehr geringer war, konnte ich die Tiere besser wahrnehmen.
Zu Beginn meiner Tätigkeit in der Pfarrei habe ich eher kritische Stimmen gehört, da die neue Gestaltung der Umgebung ungewohnt war. Heute erhalte ich mehrheitlich positive Rückmeldungen.

Welche Vorgaben gibt es vom «Grüner Güggel» für die Umgebungsarbeiten?
B. E.: Das Umweltmanagementsystem «Grüner Güggel» verpflichtet uns, einen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung zu leisten. Gefragt sind die Erhaltung und Schaffung gesunder und naturnaher Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen. Eine besondere Aufmerksamkeit gilt der Biodiversität (die Vielfalt des Lebens).

Unsere Grünanlagen sollten extensiv bewirtschaftet werden. Das heisst: nachhaltig gärtnern, die Stärken der Natur fördern, Aussaat von einheimischen Wiesenblumen bevorzugen, keine Düngemittel verwenden, sodass sich die Tierwelt in den Parkanlagen und Friedhöfen wohl fühlt.
Bei der Begutachtung durch Experten des Grünen Güggel haben all unsere Anlagen die Vorgaben erreicht.


Liebe Barbara, herzlichen Dank für Deine interessanten Informationen. Ich wünsche Dir weiterhin viel Freude und Begeisterung bei Deiner Arbeit.
Bereitgestellt: 25.03.2020      
aktualisiert mit kirchenweb.ch