Claudia Steiger

Pfarreireise nach Deutschland

Pfarreireise nach Deutschland 2024 (Foto: Thomas Markus Meier)

Die erste römisch-deutsche Kaiserdynastie, beginnend mit Otto dem Grossen, hatte ihren Sitz in Magdeburg, das damals so zum politischen Zentrum Europas wurde, zu einem dritten Rom. Rom steht hier als Sitz der Kaiser und Päpste, der weltlichen und geistlichen Macht.
Unsere diesjährige Pfarreireise liess Geschichte wieder aufleben; Geschichte, wie sie im Nachhinein oft in Epochen eingeteilt wird, da im Nachhinein sich Merk- und Wendepunkte herauskristallisieren.

In Wittenberg, dem Ausgangspunkt der Reformation, hatte unser Ortsführer betont, dass Martin Luther noch als Katholik gestorben sei… Wann verfestigt sich eine neue Strömung als eigenständig, unabhängig? Wann wird eine Trennung absehbar, ab wann unvermeidlich, wie geht es weiter, führen die Wege wieder zusammen?

Unterwegssein und -bleiben
Mit einem Besuch im wieder errichteten Kloster Helfta, einst bedeutend wie grossflächig, heute wiedererrichtet, erneuert, rekonstruiert, folgten wir den Spuren deutscher Frauenmystik; im zerstörten und wiederaufgebauten Dresden (einige wiederhergestellte, renovierte/rekonstruierte Fassaden noch fast farbfrisch) erlebten wir Untergang und gleichsam Wiederauferstehung alter Pracht – alles Anregung und Anstupf, auch über Kirche und Reform im Hier und Heute ins Gespräch und in Kontroverse zu kommen.

Der Dom zu Magdeburg erhielt erst 2021 einen Radleuchter, wie ihn andere mittelalterliche Kirchen immer schon hatten. Er symbolisiert das himmlische Jerusalem. Eingraviert der Zuspruch: Hier ist das Zelt Gottes mitten unter den Menschen. Zelten steht für Reisen, für Unterwegssein, Unterwegs-Bleiben. Im Abstand der Geschichte erst sehen wir manchmal grosse Bögen, Linien. Dürfen vertrauen, dass Gott dabei bleibt. Mit geht – mit der Kirche. Sie dann und wann vorwärts bringt, «vörschsi macht». Ein neues Jerusalem, ein drittes Rom: das steht immer auch dafür, dass es nicht endet in glorioser Vergangenheit, sondern weitergeht im konkreten Heute.
Thomas Markus Meier, Pfarreiseelsorger
Bereitgestellt: 26.03.2021      
aktualisiert mit kirchenweb.ch